Für den Sozialpreis nominiert
Zum zweiten Mal hat die Stadt Gmunden Sozialpreise in den drei Kategorien Einzelperson, Projekt und Team verliehen. Unter den nominierten Teams war auch die Hospizbewegung.
Preis ist es letztlich doch keiner geworden, doch auch die Nominierung wurde als Auszeichnung aufgefasst: Sie zeigt, dass der Einsatz der Hospizbewegung wahrgenommen und geschätzt wird.

Fast 25.000 Kilometer im Dienst schwer Kranker
96 Patientinnen und Patienten haben die – großteils ehrenamtlichen – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hospizbewegung im Lauf des Jahres 2023 betreut. Zusammen mit der Begleitung trauernder Menschen standen sie 122 Personen zur Seite.
2216 Stunden machte das aus, der Großteil davon persönliche Kontakte, aber auch telefonische Unterstützung für Personen, die ihre Hilfe brauchten. 24.923 km wurden dabei zurückgelegt, das entspricht der Luftlinie von Österreich nach West-Australien.
Abschied nehmen hieß es auch für das Team selber: Die langjährige Einsatzleiterin Elisabeth Neureiter ging in Pension, ihr folgte mit ihrer Stellvertreterin Karin Zwirzitz eine äußerst erfahrene Mitarbeiterin. Lisa Friedl-Renner wurde mit der Administration betraut.
Obmann Helmut Mittendorfer dankte den Damen und Herren für ihre Bereitschaft, Menschen unter Einsatz all ihres Könnens und Wissens auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Über ein kleines Geschenk als symbolisches Danke freuten sich alle sehr.

Foto: Hospiz Gmunden

Foto: Hospiz Gmunden
Führungswechsel bei der Hospizbewegung Gmunden
Genau 13 Jahre, 8 Monate, 4 Wochen und 1 Tag lang war Elisabeth Neureiter Einsatzleiterin bei der Hospizbewegung Gmunden. Nun verabschiedete sie sich in den Ruhestand. Ihre Aufgaben übernimmt ihre bisherige Stellvertreterin Karin Zwirzitz.

Foto: Hospiz Gmunden
Ihre Nachfolgerin stand Neureiter bereits 10 Jahre lang als Stellvertreterin zur Seite.
Zwirzitz war lange Jahre als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig, 13 Jahre davon auf einer Unfall- und chirurgischen Intensivstation im Klinikum Wels / Grieskirchen. Die psychosoziale Begleitung von Schwerstkranken und auch deren Angehörigen war ihr immer schon ein besonderes Anliegen. Daher absolvierte sie erst den Grundkurs für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung und machte 2020 ihren Master in Palliative Care.
Sie leitet und koordiniert nun ein Team von 20 hoch motivierten ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Die administrativen Aufgaben übernahm Lisa Friedl-Renner.
Ihren Ausgleich zu ihrer fordernden Arbeit findet Karin Zwirzitz, Mutter von zwei Kindern, in der Natur, bevorzugt in den Bergen, aber auch bei klassischer Musik.
Für Elisabeth Neureiter veranstalteten ihre ehemaligen Kolleginnen und Kollegen ein würdiges Abschiedsfest im Grünen.

Foto: Hospiz Gmunden
Das gebrochene Herz – mehr als eine Metapher
Dass der Volksmund seit langem schon treffsichere Formulierungen für hochkomplexe medizinische Zusammenhänge hat, ist eine Tatsache. Es liegt einem etwas im Magen oder geht einem an die Nieren. Und es bricht etwas jemandem das Herz. Wahrer als bei oberflächlicher Betrachtung vermutet, wie Karin Zwirzitz und Dr. Helmut Mittendorfer von der Hospizbewegung Gmunden berichten.
Es ist ein wahrer Fall, den Karin Zwirzitz schildert: Morgen heiraten Pauline und Tom. Alles ist organisiert – vom Scheitel bis zur Sohle – inklusive Standesamt plus den Ringen. Fünf Jahre kennen sich die beiden und sind sich sicher, dass sie den weiteren Lebensweg als amtlich eingetragene Eheleute gehen möchten.
Doch zu Mittag ein Anruf von Tom: „Du musst alles absagen – ich liege im Krankenhaus – ich bin umgekippt.“ Wie bitte?
Tausend Gedanken winden sich in den Kopf von Pauline hinein. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?! Alles ist doch organisiert! Was machen wir jetzt?“ Tom ruft nochmals an und teilt Pauline mit, dass er entgegen ärztlichem Rat nach Hause entlassen werden möchte. Pauline weiß nicht, was gerade in ihr, mit ihr und rundherum passiert. Sie sagt ihm: „Das bringt doch nichts!“ Ohnmacht, Sorge, Enttäuschung – alles miteinander und durcheinander – es bleibt dabei: Die Hochzeit muss abgesagt werden. Pauline fährt nach Hause und gute Freunde helfen ihr bei den notwendigen Telefonaten.
Eine standesamtliche Trauung ohne großen Lärm wäre geplant gewesen, aber es wäre die Ihre gewesen. Mit Stempel und Siegel ein Ehepaar ab morgen – es wäre so schön gewesen – ein zerplatzter Traum.
Tom ruft mehrmals bei Pauline und den Freunden an, während gerade die eigene Hochzeit gecancelt wird. Pauline fühlt sich nicht in der Lage, jetzt mit ihm zu sprechen. Am Nachmittag bittet Tom Pauline, ihm am nächsten Tag seine Sachen ins Krankenhaus zu bringen.
Abends nimmt Pauline entgegen aller Gewohnheit ihr Handy mit ins Schlafzimmer und stellt es lautlos. Sie kann heute einfach nicht mehr und will nur noch schlafen. Viel zu früh wacht sie in den Morgenstunden auf und sieht die namenlosen Anrufe – in dem Moment, als sie aufs Handy sieht, weiß sie, dass Tom tot ist. An ihrem Hochzeitstag um 1:10 h ist ihr künftiger Ehemann von den Ärzten für tot erklärt worden.
Körperlich, geistig und seelisch totaler Schmerz, Eiseskälte, bis in den letzten Winkel schockgefroren. Der ganze Körper tut weh, wie erschlagen und der Kopf ist unfähig, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu denken. Stillstand auf allen Ebenen, bewegungsunfähig. Pauline hat das Gefühl, kaputt und zerbrochen zu sein.
Ihr Herz ist nichts als Schmerz, immer wieder fällt sie ohne Vorwarnung um. Das Gefühl, ein Scherbenhaufen zu sein – dabei dachte sie immer, sie sei unverwüstlich. Diese fortschreitend lähmende Dynamik entzieht ihr jeden Tag noch mehr Lebenskraft. Wochenlang findet Pauline keinen Ausweg aus dieser Abwärtsspirale und die Luft bleibt ihr weg. Toms plötzlicher Tod bleibt unfassbar für sie.
Pauline nimmt Hilfe an. Sie will wieder sie selbst sein, ihre Unbeschwertheit wieder fühlen und Freude empfinden können. Ganz einfach ihr „altes“ Leben zurückhaben. Sie zieht in eine neue Wohnung, in der es ihr gut geht – vom ersten Tag an. Freunde haben für sie den Umzug organisiert, die Wände neu gestrichen und die Schränke eingeräumt. Trotzdem – Pauline sitzt alleine da. Es sind die kleinen Dinge, die ihr fehlen: das Beisammensein mit Tom, der Klaps im Vorbeigehen, seine Ruhe und sein freundliches Wesen. Einfach und unaufgeregt miteinander alt werden – so hätten sich die beiden eine gemeinsame Zukunft gut vorstellen können.
Langsam findet Pauline wieder in ihren Lebensrhythmus hinein, doch umso weiter scheint Tom sich zu entfernen. Das macht ihr Angst – sie will das nicht – und es tut weh. Abschied nehmen von Tom – die Endgültigkeit ist zur Wahrheit geworden. Im Kopf weiß es Pauline mit allen rationalen Gedanken, aber nun hat sich dieser Gedanke auch in ihr Herz eingeschlichen und darin Platz genommen. Sie weiß, es ist Zeit, Tom gehen zu lassen.
Diesen emotionalen Schmerz zu spüren und ihn dann wieder freizugeben, ist das notwendig? Notwendig, damit ein gebrochenes Herz heilen kann? Es ist ganz und gar nicht einfach. Es bleibt eine Narbe zurück und die Liebe wird als eine unsichtbare Erinnerung weiterbestehen. Paulines Trauer wird wie ein Regenbogen sein, der nur durch die Liebe zu Tom und seine Liebe zu ihr entstehen konnte. Er wird das Leben wieder färben.
Dazu in Kasten:
Das Broken-Heart-Syndrom ist nicht nur eine Mär – es ist eine akut auftretende, meist kurzzeitige Beeinträchtigung der Herzfunktion, die sich meist mit den Symptomen eines Herzinfarktes zeigt: heftigste Schmerzen im Brustkorb, verbunden mit Atemnot und Übelkeit sowie Schweißausbrüchen sind die Symptome.
In gut der Hälfte aller Erkrankungen lässt sich auch eine Ursache für das Broken-Heart-Syndrom finden: Akute Stresssituationen und plötzlich aufgetretenes existenzielles Leid wie etwa ein Todesfall in der Familie, aber auch stärkste Schmerzen können dazu führen. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer.
Auch wenn die Vielzahl der Erkrankungen reversibel sind, können doch auch Komplikationen auftreten. Die Befunde können einem Infarkt sehr ähnlich sein, bilden sich aber in der Folge meistens wieder zurück. Meist ist die Herzspitze betroffen und die linke Herzkammer typisch verformt. Die Herzkranzgefäße sind jedoch nicht verschlossen, es bilden sich auch keine Narben im Herzmuskel.
Die Behandlung gleicht anfänglich der eines Herzinfarktes. Doch so keine Komplikationen aufgetreten sind, nehmen die Beschwerden im Idealfall innerhalb einiger Tage ab. Eine psychologische Begleitung ist meist hilfreich. In der Zukunft sollten stressauslösende Gegebenheiten nach Möglichkeit vermieden werden. Eine Abschlussuntersuchung nach einigen Wochen, bei der auch eine ursprünglich aufgetretene pathologische Beweglichkeit der Herzmuskelwand nicht mehr nachweisbar ist, bestätigt die Diagnose.
Dr. Helmut Mittendorfer MSc, PM.ME.
Spenden sind nicht nur eine großartige Unterstützung unserer Tätigkeit.
Sie zeigen auch, dass die Spenderinnen und Spender Menschen in der sensibelsten Phase ihres Lebens ebenso wichtig nehmen wie wir. Dank Ihnen können wir diesen Menschen, die uns brauchen, zur Seite stehen.
Dafür danken wir
• Familie Claudia und Wolfgang Fürtbauer
• KR Hans Asamer
• dem Lions Club Gmunden
• dem Lions Club Traunsee Allegra
Die Raiffeisenbank Salzkammergut beweist mit ihrer Spende ihre Verantwortung als regionale Bank für die Menschen der Region: Dankeschön!
Danke Johann Lichtenwagner!
Er war ein Mann der ersten Stunde in der Hospizbewegung Gmunden und langjähriger kompetenter Begleiter. Nur wenige Tage, nachdem er seinen 100. Geburtstag gefeiert hatte, ist Johann Lichtenwagner am Gründonnerstag 2023 sanft entschlafen.
Nur wenige Tage davor hatten Karin Zwirzitz, Elisabeth Neureiter und Obmann Helmut Mittendorfer dem langjährigen Rechnungsprüfer zu seinem runden Geburtstag gratuliert.
Lichtenwagner war ein „original Gmundner“, geboren am 30. März 1923 im „Franzl im Holz“. Die Volks- und Hauptschule absolvierte er in Gmunden – jeden Tag zu Fuß. Nach der Schusterlehre in St. Konrad führte ihn sein Berufsweg zunächst nach Deutschland, wo er aufgrund eines Begabtenstipendiums eine Schusterfachschule besuchte.
Wie so viele andere ließ ihn der 2. Weltkrieg schwer verwundet zurück. Nach einer weiteren Ausbildung erhielt er als Berufsschullehrer eine Anstellung an der Fliegerschule in seiner alten Heimatstadt. Es folgte der Ruf nach Ried, wo eine neue Berufsschule für Schuster mit Internat gebaut wurde, die er 23 Jahre lang leitete.
In der Pension kehrte er jedoch nach Gmunden zurück. Von hier aus machte er sich nun auf seine Reise in die ewige Heimat.

…und wir dachten, wir hätten noch so viel Zeit…
Es gerät viel in Bewegung, wenn Unvorhersehbares eintritt und das Lebensende eines nahestehenden Menschen unmittelbar bevorsteht.
…wenn eine palliative Situation diagnostiziert wird, oder nach einem Unfall der Tod im Raum steht, aber auch im Alter, wenn der Allgemeinzustand sich sehr verschlechtert und der Mensch sich reduziert am Lebensende. Am schlimmsten erleben wir dieses schnell kleiner werdende Zeitfenster wohl, wenn es um den unabwendbaren Sterbeprozess eines Kindes geht.
Vieles ist in Bewegung
Was soll an erster Stelle vorrangig in Ordnung gebracht und geregelt werden? Der irdische Nachlass? Finanzen, Haus oder andere Besitztümer? Alle Familienmitglieder und Freunde verständigen, um ein letztes Treffen zu veranstalten? Noch einmal alle Lieblingsplätze abfahren und Ausnahmewünsche erfüllen? Das beste Essen kochen und so weiter …
Vieles ist in Bewegung
Sind in Wahrheit die wirklich wichtigen Dinge die, die weit über das Testament und die Regelung finanzieller Angelegenheiten hinausgehen an erster Stelle? Friedvolle Versöhnung und letzte Wünsche erfüllen?
Der Sterbeprozess ist ein zutiefst individueller Vorgang am Ende eines jeden Lebens und seine Regie führen wird die/der Sterbende selbst. Die Autonomie am Lebensende ist kein planbares Projekt mit zertifizierter Ablaufliste. Die Zeit am Lebensende bedeutet manches Mal alles und scheint das wertvollste Gut auf Erden zu sein, oder sie bedeutet nichts, wenn der Tod sehr rasch – ein Sekundentod – eintritt und diese Zeit von vornherein gar nicht zur Verfügung steht.
Vieles ist in Bewegung
Sterbende und ihre Familien brauchen und wünschen sich Zeit, egal, wie man es dreht und wendet. Nicht nur, um verschiedene Dinge zu regeln, sondern aus einem ganz einfachen Grund – dem besten Beweggrund den es gibt:– des Lebens selbst willen. Dicht gedrängt und vollgepackt mit allem möglichen an ´Bewegung´, wird das Lebensende manches Mal deutlich intensiviert. Das Leben furchtlos festhalten und zu spüren, so lange als möglich die Lebendigkeit fühlen.
„Das Leben ist wie Fahrrad fahren. Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung bleiben (Albert Einstein)“.
Das Leben selbst ist die Bewegung – vita est motus.
Karin Zwirzitz
Trauer bewegt – Wanderung mit Trauernden
Treffpunkt ist ein öffentlich zugänglicher Parkplatz im Almtal und 11 trauernde Menschen wollen mit mir die verschiedenen Stationen gehen. Der Reihe nach – von Anfang an – sich auf den Weg machen aus der innerlichen Starre. Ich begrüße alle Teilnehmer*innen persönlich und wir beginnen unsere Wanderung – Schritt für Schritt. Wir sind in Bewegung.
Unsere erste Station:
Trauer beginnt mit dem Tag der Diagnose, mit dem Verlust der Gesundheit, Stille und Sprachlosigkeit werden groß. Ein Korb mit Steinen steht in unserer Mitte auf dem Waldweg und ich lese einen Text: „Loslassen –
Loslassen muss ich von vergangenen Tagen, mich versöhnen mit dem Leben und nicht mehr fragen.
Loslassen muss ich von Vorstellungen, die ich hatte, zu hoch gesteckt habe ich so manche Latte.
Loslassen muss ich von der Vorstellung, kräftig und stark zu sein. Im Rad des Getriebes bin ich klein.
Loslassen muss ich von gewohnten Dingen des Lebens, festhalten ist vergebens.
Loslassen muss ich von Menschen die ich liebgewonnen, denn des Lebens Zeit ist bald verronnen.
Loslassen muss ich vom Leben und seinem Gelingen, hier auf Erden wird mir die Zukunft nichts mehr bringen. Loslassen muss ich und weitergehen, mit offenen Augen darf ich in mein neues Leben sehen (Elisabeth Neureiter).“
Jeder nimmt sich einen Stein aus dem Korb – er wird unser Begleiter sein während der Wanderung. Wir halten noch einen Moment inne in dieser Stille, dann machen wir uns auf, weiterzugehen. Wir sind in Bewegung.
Unsere zweite Station:
Gefühle wie Zorn, Wut, Angst und Schmerz – sie brauchen einen besonderen Platz in unserem Leben. Wir haben unsere nächste ´Haltestelle´ nach etwa zehn Minuten Gehzeit erreicht und sind in einem Waldstück auf einer Lichtung angekommen.
Hier liegen große gefällte Baumstämme – jeder sucht sich seinen Platz. Es geht darum, so starken Gefühlen den angemessenen Raum zu geben. Diese Gefühle sind Meister und können uns klein machen, sie brennen uns arm und Hoffnung kann dünn werden. Vielleicht ist für manchen dieser Weg noch weit und jeder der möchte, darf von seiner Wut und Zorn, Angst und Schmerz erzählen. Wir anderen bleiben in respektvoller Stille, wenn jemand spricht. Ein paar Minuten bleiben wir noch ruhig im Kreis unter uns – wir hören die Vögel zwitschern und den Wind in den Bäumen.
Wir sind in Bewegung – unserer Reise geht weiter und ich merke, wie sich die Trauernden untereinander zusammenfinden und sich zu unterhalten beginnen.
Unsere dritte Station
-liegt mitten im frischen Grün eines Jungwaldes, darüber hohe dürre Bäume. Verhandeln und Suche konstruieren jetzt einen Teil des Themenraumes, ebenso wie Zwiegespräche und innere Auseinandersetzung mit der/m Verstorbene/n. Ich bitte die Trauernden den Stein in eine Hand zu nehmen, die Augen dabei zu schließen und den Stein zu fühlen. Durch die Hände angewärmt, einzigartig in seiner Form – so hat sich Jeder inzwischen mit ´seinem´ Stein vertraut gemacht. Alle gehen in ihrem Tempo eine Weile zwischen den jungen Bäumen herum, bevor wir unseren Platz wie von selbst in einem Kreis aufgestellt finden.
Gedanken, Worte, Gefühle, Tränen – manches ist in Fluss gekommen – physisch, psychisch, geistig – es ist vielerlei in Bewegung. Diese Menschen verbindet ein unsichtbares ähnliches Schicksal – den Tod eines geliebten Menschen. Das gemeinsame Wandern hat sie miteinander vertraut gemacht – eine verbindende ganz feine hoffnungsgebende Kraft wird spürbar. Unsere Gruppe ist zum Team geworden.
Wir sind in Bewegung und ich lese einen Text:
„Was ich brauchte, nachdem du gestorben warst, war ein Mensch, der meine Einsamkeit verstand, war ein liebevolles Wort in meiner Sprachlosigkeit.
Was ich brauchte, nachdem du gestorben warst, war eine Umarmung, wo innere Kälte mich umfing.
Was ich brauchte, nachdem du gestorben warst, war eine Schulter, an der ich mich ausweinen durfte.
Was ich brauchte, nachdem du gestorben warst, war ein Lächeln in der Nacht meines Lebens, war eine Hand, die sich mir entgegenstreckte.
Was ich brauchte, nachdem du gestorben warst, war nach der Dunkelheit der erste Sonnenstrahl, der mein Herz traf und mich wärmte (Elisabeth Neureiter)“.
Wir gehen weiter, eine viertel Stunde entlang eines Waldrandes zur
Vierten Station:
Zustimmung und Selbstvertrauen wachsen – eine Erfahrung, die für jeden individuell ist – ohnmächtig und doch belastungsfähig, traurig und doch stimmig, gebrochen und doch ganz. Dieses neue Gefühl annehmen und erlauben, es akzeptieren und verstehen, die Möglichkeit an der Gestaltung des eigenen Lebens teilzuhaben ist ein Weg der Zeit abverlangt.
Die Phase des neuen Selbst, obwohl der Mensch der gleiche ist? Verantwortung neu übernehmen für das eigene Leben? Alles ohne die/den Verstorbene/n – kann dem entsprochen werden, kann das zu Wege gebracht und entwickelt werden? Eindringliche, reale Empfindungen die gangbar sind? Der/die Verstorbene wird immer Begleiter sein – mal mehr, mal weniger.
Wir sind bei einem Marterl angekommen – unserer letzten Station, an der wir uns verabschieden werden. Als Zeichen der Verbundenheit reichen wir uns die Hände. Alle Frauen und Männer hier vermissen einen verstorbenen Menschen und sie haben sich gemeinsam auf einen bewegten Weg gemacht mit ihrer Trauer. Ich zünde eine Kerze an und jede/r die/der möchte, darf noch etwas sagen oder ein Gebet sprechen.
„Die Straße der Barmherzigkeit macht es möglich, vielen Brüdern und Schwestern zu begegnen, die die Hand ausstrecken, damit sie jemand ergreifen kann, um miteinander zu gehen (Papst Franziskus)“.
DANKE an die 11 trauernden Menschen und ihren Mut diese Trauerwanderung gemeinsam mit mir zu gehen. Karin Zwirzitz.
„Der fliegende Engel auf dem Fahrrad“
Über viele Jahre hat sie die Hospizbewegung Gmunden unterstützt – nun ist sie selber heimgekehrt zu ihrem Schöpfer: Sr. Irmentrud starb am 26. Juni im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck.

Geboren am 8. September 1941 in Linz als Ilse Weinzinger, trat sie entgegen der Bedenken ihrer Eltern 1957 ins Kloster der Kreuzschwestern ein. Gleich nach ihrer Profess führte sie ihr beruflicher Weg ins „Pensi“ in Gmunden, wo sie die Leitung der Volksschule übernahm.
„Empfangene Liebe weitergeben“ war ihr Motto, als sie sich im Rahmen der Hospizbewegung einzusetzen begann. Ihre Zeit, ihr offenes Ohr und ihr weites Herz schenkte sie Flüchtlingen, Menschen am Rande der Gesellschaft und eben auch Kranken und Sterbenden, die sie geduldig hinüber ins ewige Licht begleitete. Bis knapp vor ihrem Tod war sie als „der fliegende Engel auf dem Fahrrad“ unterwegs zu allen, die sie brauchten.
Ohne Jammern und sehr gefasst gab sie am 26. Juni ihr reiches Leben in Gottes Hände zurück.
Ein Seelsorger, wie er im Buche stand
Am 17. Oktober jährt sich der Sterbetag von Kanonikus Johann Schicklberger zum 5. Mal.

Er war „guter Hirte“ und Gmundner Institution zugleich. Und er war ein großer Unterstützer des Hospizgedankens und so Mann der ersten Stunde der Hospizbewegung Gmunden. Im 88. Lebensjahr ist Johann Schicklberger im Oktober 2017 zu dem heimgegangen, an den er zeitlebens geglaubt hatte.
Geboren in Linz, war Johann Schicklberger seit 1959 Seelsorger in Gmunden, zunächst als Kooperator und Pfarrprovisor. 1967 wurde er zum Stadtpfarrer ernannt. Auch nach seiner Emeritierung 2004 half er weiterhin als Kurat in der Pfarre mit.
Johann Schicklberger übte außerdem seit 1963 die Funktion des Kolpingpräses in Gmunden aus und war seit 1978 Bezirksfeuerwehrkurat. Die Stadt Gmunden dankte ihm schon 1994 mit dem Ehrenring. 1999 folgte das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich.
Tiefgläubig, aber auch mit einem gewissen Augenzwinkern begleitete er unzählige Gmundnerinnen und Gmundner durch alle Stationen ihres Lebens und eben auch in ihren letzten Stunden auf dieser Welt.
Beigesetzt ist er in der Priestergruft am Stadtfriedhof von Gmunden – und sicherlich wacht er mit einer schützenden Hand weiterhin über die Traunseestadt, die ihm zur Heimat wurde.
Ich bin bei dir

Im August 1992 kam unser Wunschsohn, Florian auf die Welt.
Florian ist ein liebenswertes, gesundes und mein über alles geliebtes Kind! In der Jugend wurde Florian krank. Mehrere psychische Erkrankungen wurden diagnostiziert. Florian und ich beschritten diesen schwierigen Weg gemeinsam. Aufenthalte im Krankenhaus und der Psychiatrie folgten. Fachärzte, Reha, Medikamente und Gesprächstherapien – alles zusammen hat leider zu keinem dauerhaften Erfolg geführt.
Zitat von Florian, veröffentlicht in der Zeitschrift „Kupfermuckn“ im September 2019: „Psychische Erkrankungen machen mir das Leben schwer. Ich leide seit meiner frühen Kindheit unter mehreren psychischen Erkrankungen. Ich leide unter mittelstarken chronischen Depressionen, darüber hinaus leide ich an einer Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ. Meine halbe Jugend verbrachte ich in unzähligen Krankenhäusern und Psychiatrien. Ich habe immer meine Familie hinter mir, die mich – so gut es geht – in allen Lebensabschnitten begleitet hat. Sie hat mich auch nie fallen gelassen. Durch diese Stütze wurde alles leichter. Doch jedes Mal, wenn mit mir etwas nicht stimmt, ist meine Mutter zur Stelle und ruft mich an, als würde sie es spüren, dass etwas nicht stimmt. Ich bin meiner Mutter unsagbar dankbar. Sie hat mich nie im Stich gelassen, nicht einmal, als sie von meiner Drogensucht gehört hat. Ich mache mir große Vorwürfe, da ich meine Mutter mit meinem Verhalten in eine Depression gestürzt habe, sie oft zum Weinen brachte und mich ihr gegenüber nie wie ein Sohn verhielt, sondern ihr nur Kummer und Leid bescherte. Ich weiß nicht, wie ich ihr all die Dankbarkeit zeigen kann, die ich empfinde. Danke liebe Mutter!“
Leider hat Florian diesen selbstverfassten Bericht nicht mehr lesen können. Ich habe ihm sein eigenes Zitat am Grabe vorgelesen. Ich bin sehr stolz auf ihn und seine lieben, wertschätzenden Worte!
Sein warmherziges Wesen zeichnete ihn aus im Leben, seine große Hilfsbereitschaft und Ehrlichkeit. Er war immer da, auch wenn es ihm nicht besonders gut ging. Immer war er respektvoll und zuvorkommend im Umgang mit seinen Mitmenschen.
Am 05. August 2019 ist meine Welt zusammengebrochen. Gott hat meinen Sohn zu sich geholt! Genau das ist eingetreten, womit ich mich innerlich schon so oft auseinandergesetzt habe. Einige Nächte, bevor mein Sohn starb, waren meine Gedanken immer bei ihm. Ich habe kaum Schlaf gefunden in jenen unruhigen Nächten. Dann – die unendlich schmerzhafte, traurige Gewissheit – Florian war tot. Ich hatte so eine Vorahnung, bedingt durch die Krankheit, dass so etwas passieren würde, dass er vorausgehen könnte, aber doch nicht mit 27 Jahren!
Seither ist nichts mehr, wie es war. Es vergeht kein Tag, keine Nacht, wo ich nicht mit meinen Gedanken und mit meinem Herzen bei meinem Sohn bin. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an seiner Ruhestätte bin. Ich weiß ganz genau, dass er, wo immer er auch sein mag, meine Nähe fühlen kann. An seinem Grab bin ich besonders verbunden mit ihm. Es tut mir so gut, wenn ich ihm in Liebe sein „Bettchen“ mit Blumen aus dem Garten schmücken darf.

Liebevoll sagte er immer wieder: „Mam mach dir keine Sorgen!“ „Mam ich pfleg´ dich einmal, wenn du Pflege brauchst.“ Aber es ist anders gekommen. Ich weiß oft nicht, wie ich diesen Schmerz aushalten soll. Florian bitte ich in solchen Momenten, dass er mir Kraft dazu gibt, den Schmerz in meinem Herzen auszuhalten. Mein Sohn ist jetzt näher bei mir, als je zuvor. Mein GLAUBE gibt mir die Gewissheit, dass es Florian jetzt gut geht. Meine LIEBE zu ihm ist noch stärker geworden. Er wird immer in meinem Herzen sein.
Die HOFFNUNG, dass ich ihn wiedersehen werde, gibt mir die nötige Kraft für den Alltag.
Florian fehlt mir sehr!
Durch Gesprächstherapie bin ich gut aufgefangen und lerne mit meiner Trauer umzugehen. Das Leben, wie es war, wird es nicht mehr geben. Ich darf ein völlig verändertes – aber unbedingt lebenswertes Leben – neu beschreiten.
Evelin Schimpl
Über (das) Leben – danach
Erster Suizidversuch
Eine junge Frau kommt nach der Erstversorgung und Operation auf die Intensivstation. Es ist mitten in der Nacht und es war ihre unmissverständliche Absicht, mit dem Aufschneiden der Pulsadern, ihr Leben zu beenden – zu sterben. Langsam wird sie wach und ich frage sie, ob sie Schmerzen hat. Was redet man mit einem Menschen, der gerade versucht hat, sich das Leben zu nehmen? Ist es gut oder schlecht, nach dem Wieso zu fragen? Soll ich nach dem Grund fragen? Oder überhaupt was fragen? Tausend Fragen winden sich durch meinen Kopf.
Die Verbandskontrolle ist ok und die Patientin schläft wieder ein. Als ich wieder nachsehe, bemerke ich, wie die junge Frau ganz still weint, völlig starr im Bett liegend, um ja nicht einen Alarm zu provozieren. ´Soll ich ein bisserl dableiben?´ Wortlos nickt sie mir zu. Ich hülle sie besser in die Decke ein und lege meine Hand neben ihr am Bettrand ab. Ganz nahe legt sich die junge Frau heran und wird ruhig. Auf einmal weiß ich unzweifelhaft klar, dass es so, wie es jetzt ist – gut ist. Ohne Fragerei und ohne kompliziertes Sinnen – einfach mit dieser Frau die augenblickliche Situation auszuhalten – Wortlos wahrnehmend.
´Was mir fehlt an manchen Tagen, kann ich oft nicht sagen. Schleichend schwindet mein Verstand…. und dann nimmst du meine Hand!´ (Doreen Kirsche).
Zweiter Suizidversuch
In suizidaler Absicht stürzt sich ein 16-Jähriger aus dem vierten Stockwerk eines Schul- und Internatsgebäude. Schwerst verletzt wird er stundenlang operiert und in Tiefschlaf versetzt. Es wird alles getan, um sein Leben zu retten. Sein Leben, das er (so?) nicht mehr wollte. Die Eltern hoffen jeden Tag auf Verbesserung und gute Nachrichten. Sie verstehen die Beweggründe ihres Sohnes nicht. Aus dem Nichts heraus, von einer – vermeintlich – heil geglaubten Welt, der Sturz in tiefe Dunkelheit. Die Aufwachphase gestaltet sich schwierig – aber für jemanden, der eigentlich nicht mehr aufwachen wollte, doch unzweifelhaft folgerichtig?
Es folgt eine gnadenlose Stille. Der junge Mann spricht kein Wort, nicht mit den Pflegenden und nicht mit seinen Eltern. Trotzdem fühlen alle um ihn herum, dass etwas passieren wird. Wie siedendes Wasser, das jeden Augenblick sprudelnd aufkocht. Die Explosion findet morgens bei der Körperpflege statt. Wortgewaltig, selbstverletzend, um sich schlagend, spuckend, aggressionsgeladen und anschuldigend. ´Ich werd´s wieder tun!!´ mit provokantem Blick schleudert er uns diesen Satz mit unwahrscheinlich zorniger Feindseligkeit entgegen – immer wieder.
Die Situation bleibt bis zu seiner Verlegung ausnehmend schwierig.
´Immer enger, leise, leise, ziehen sich die Lebenskreise. Schwindet hin, was prahlt und prunkt, schwindet Hoffen, Hassen, Lieben – und ist nichts in Sicht geblieben als der letzte Punkt´ (Theodor Fontane).
Dritter Suizidversuch
Seit einigen Wochen befindet sich eine 60-jährige Frau mit Depressionen in einer psychiatrischen Klinik. Es scheint, dass die Entscheidung, sich in stationäre Therapie zu begeben, richtig war. Besserung stellt sich gerade ein, als sie mit einem Gürtel um ihren Hals, an der Türklinke des Badezimmers, erhängt vorgefunden wird. Sie hatte eben wieder gelernt, Freude zu empfinden – ein mühsamer Weg, aber die Frau wirkte glücklicher. Glücklicher, weil es ihr ´scheinbar´ besser ging? oder glücklicher, weil sie den Mut aufgebracht hat, den endgültigen Entschluss gefasst hatte, zu sterben? Niemand weiß das.
Sie wird leblos vorgefunden und sofort reanimiert – erfolgreich. Erfolgreich im Sinne einer wiederaufgenommenen Herztätigkeit und selbstständigen Atmung. Die Hoffnung bleibt aufrecht, dass sich ihr Zustand langsam doch noch verbessern wird, dass die Frau aufwacht, dass sie sich mitteilen wird können – aber nichts davon passiert. Sie bleibt in einem komatösen Zustand.
´Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn. Ich kreise um Gott, den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang´ (Rainer Maria Rilke).
Ich kann nicht sagen, wie diese drei Lebensgeschichten ausgegangen sind oder diese sich weiterentwickelt haben. Die dramatische Verzweiflung, die diese drei Menschen fühlten zum Zeitpunkt der Tat, musste unaushaltbar gewesen sein.
DGKP Karin Zwirzitz
Zeitschrift LW Ausgabe 1/2022
Was kann FREIHEIT für eine/n Palliativpatient/in bedeuten?
Ideen und Texte von DGKP Barbara Heidinger (Palliativstation Vöcklabruck) und DGKP Karin Zwirzitz MSc (Hospizbewegung Gmunden).


Freiheit bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, aus eigenem Willen Entscheidungen zu treffen. SO SEIN DÜRFEN, WIE MAN IST – mit allen Ecken und Kanten, sich nicht verstellen müssen. Zu leben mit den guten Seiten, aber auch mit Zorn und Wut und diese nicht verstecken zu müssen. Frei sein von Zwang oder Last empfundenem Zustand, aber auch sich in seinen Entscheidungen nicht eingeschränkt fühlen.
ES HÖRT MIR JEMAND WERTSCHÄTZEND ZU – achtend, beachtend und anerkennend zuhören bedeutet gleichzeitig ein zurücknehmen des Zuhörers und nicht mit lösungsorientierten Vorschlägen oder wertend zu antworten. Durch WAHRHAFTIGE, EHRLICHE GESPRÄCHE mit Offenheit und Transparenz kann VERTRAUEN geschaffen werden. Definitiv sich verlassen können auf die Ehrlichkeit des Gegenübers, als unabhängiger, selbstbestimmter Mensch.
AUTONOMIE – gehört wie Fürsorge, Nichtschaden und Gerechtigkeit zu den vier ´Biomedical Ethic Prinziples´ (seit 1987), die von Beauchamp und Childress auf eine Vielzahl von konkreten Fragestellungen und Problemen ihre Anwendung gefunden haben. Autonomie bezeichnet verschiedenen Eigenschaften, die Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und Selbstbestimmungsrecht beinhalten. SELBSTBESTIMMT sein BIS ZULETZT – das wünschen wir uns wohl alle und besonders als mehr oder weniger ´verlusterfahrenen´ Palliativpatienten/in.
´NEIN´ SAGEN DÜRFEN ZU PFLEGERISCHEN HANDLUNGEN – alle körperbezogenen pflegerischen Maßnahmen die diese beinhalten und in der Grundpflege definiert sind, auch Ernährung und Mobilisation sind hier gemeint. Ein ´nein sagen´ zu akzeptieren, auch wenn diese Handlungen die Selbstständigkeit fördern würden. INDIVIDUALITÄT – Besonderheit und Wesensart, Naturell und Eigenart, Ausdruck der eigenen Persönlichkeit leben zu dürfen, kann und darf Freiheit sein für unheilbar erkrankte Menschen.
SICH BEGLEITET WISSEN – durch ein interdisziplinäres Team. Bereichsübergreifend durch die Zusammenarbeit mehrerer Disziplinen, um deren Denkweise, Ideen und Angebote einzubringen und diese zu nutzen, mit dem Ziel, wertschätzende, adäquate WEGBEGLEITER zu haben. Der/die Palliativpatient/in soll – SICH NICHT ALLEINE FÜHLEN – im Sinne von alleingelassen werden, verlassen sein.
Eine – GUTE, EFFIZIENTE SCHMERZTHERAPIE – bekommen. Einwandfrei und ausreichend, ideal angepasst, verträglich und individuell ´zugeschnitten´ mit größtmöglicher Sicherheit für den Patienten durch Evaluierung. Geeignet und wirkungsvoll beziehungsweise nutzbringend, um zum Beispiel: Mobilität wiederzuerlangen und Körperpflege selbst durchzuführen, oder einfach nur einmal eine entspannte Stunde bewusst ohne Schmerz leben zu können. Schmerztherapie fasst alle lindernden Maßnahmen zusammen, die eine Verminderung von Schmerzen bewirken soll. Dies alles bedeutet Freiheit. Die ´Schmerztherapie´ darf sich deshalb nicht nur auf physischer, sondern bedarfsweise auch auf psychischer und oder geistiger Ebene orientieren und bewegen.
AUF DER TERRASSE IN DER SONNE SITZEN – um sich auf einem offenen Platz einen Aufenthalt im Freien zu gönnen an der frischen Luft die Sonne zu genießen. Die Freiheit zu spüren, durch die Helligkeit und Kraft der Sonne, die einzigartige Dynamik und Wärme, die einen Menschen zu durchfluten imstande ist. Vielleicht kann ein geplantes GESPRÄCH GEMEINSAM MIT ARZT, PATIENT/IN, AN UND ZUGEHÖRIGE in solcher Atmosphäre konstruktiver gestaltet werden?
Freiheit kann aber auch bedeuten MEHR BESUCHE, ALS NUR EINE PERSON, ZU BEKOMMEN (nach Arztabsprache) Selbstbestimmt entscheiden zu können, dass sich zwei oder mehrere Personen gleichzeitig bei der/dem Schwerkranken aufhalten dürfen, bedeutet in Anbetracht der geltenden Coronabestimmungen eine mehrfache Herausforderung. Von verschiedenen Standpunkten aus gesehen wird dieser Umstand für alle Beteiligten eine multidimensionale Entscheidungsfindung darstellen.
ALLES GEREGELT ZU HABEN – frei zu sein für das Leben, dass noch bleibt. Die verbleibende Zeit in möglichst guter Lebensqualität, nicht nur zu verbringen, sondern wahrhaft leben zu können. Durch eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht SICHERHEIT SPÜREN. Sich zu befreien von verschiedenen weltlichen Dingen, um letztendlich in Freiheit da zu sein, um mit allen Sinne fühlen zu können. Die eigene Geschichte lieben und das Leben annehmen – das ist der Weg, die wahre Freiheit.
Gemeinsame ärztliche – patientenorientierte ENTSCHEIDUNG, WANN mit PALLIATIVER SEDIERUNG gestartet wird. Zum Beispiel nur nachts oder auch Tag und Nacht, um eine schwere Symptomenlast im Schlaf als Linderung erfahren zu dürfen. In vollkommener Ruhe Freiheit zu erleben, an nichts zu denken, eine Pause für unaushaltbares Aushalten zu schaffen, träumen vom Leben oder auch vom Sterben. Freiheit kann all diese angeführten Punkte bedeuten und beinhalten, aber bestimmt auch das Ziel IN WÜRDE STERBEN ZU KÖNNEN.
FREIHEIT
DIE FREIHEIT EINES VOGELS SPÜREN
WENN HOFFNUNG IN MIR UND MEINEN MITMENSCHEN WÄCHST
DIE FREIHEIT EINES VOGELS SPÜREN
WENN ES STILL WIRD IN MIR
WÄHREND LAUTES GETRIEBE UM MIR IST
DIE FREIHEIT EINES VOGELS SPÜREN
WENN ICH DIE REALITÄT ANNEHME
UND DABEI DAS TRÄUMEN NICHT VERGESSE
DIE FREIHEIT EINES VOGELS SPÜREN
WENN ICH LIEBE GEBEN UND ANNEHMEN KANN
DIE FREIHEIT EINES VOGELS SPÜREN
WENN ICH MEIN ICH NICHT IN DEN VORDERGRUND STELLE
UND ICH MEINE VERLETZBARKEIT ZULASSE
DIE FREIHEIT EINES VOGELS SPÜREN
WEIL ES MENSCHEN GIBT; DIE MIR RASTPLATZ UND WEGWEISER SIND
(Barbara Haidinger, 2010).
Zeitschrift LW Ausgabe 1/2021
Lauras Geschichte von Freiheit
Als junger Mensch seine Freiheit zu genießen ist das Normalste von der Welt. Freunde zu haben, den Beruf nach eigenen Vorstellungen zu wählen, fortgehen und feiern, Führerschein, das erste Auto, Spaß haben und Unsinn machen, aber auch Erfolg und Anerkennung erfahren zu dürfen. Ganz einfach erwachsen werden.
Ende Sommer 2019 fühlt sich Laura schwindlig und läuft weiß an. Sie sieht auch weiß und fällt um. Nichts Ungewöhnliches bei einem Teenager, das kann schon mal passieren. Sie erholt sich schnell und der Sache wird keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Arbeit als Friseurlehrling macht ihr Spaß. Trotzdem – ihre Hände fühlen sich komisch an, so als ob sie diese extrem verlegt hätte. Das kommt bestimmt durch die ungewohnte Arbeit.
Laura kann die Fönbürste auf einmal nicht mehr halten, keine Faust machen – es war einfach nicht mehr möglich. Ihre Hände nimmt sie wie in Eis erstarrt wahr. Sie tun weh.
Laura gestaltet ihr Leben trotzdem normal weiter, sie will unabhängig sein, ihre Freiheit und Jugend einfach genießen. Sie hat das Recht dazu, wie alle anderen auch – selbstständig und selbstbestimmt.
Schmerzen breiten sich weiter aus und nehmen mehr und mehr von ihrem Körper ein, wie wenn sie gefesselt würde. Hände, Knie, Ellbogen und Schultern. Wie eine Gefangene wird Laura von diesem ´einnehmendem Etwas´ festgehalten. Dann die Diagnose – eine Autoimmunerkrankung – Rheuma. Cortison und Schmerzmittel bringen nicht den erhofften Erfolg bzw. Linderung und wenn, dann immer nur kurzfristig. Es wird immer schlimmer. Auf einen guten Tag, mit wenig Schmerzen und besserer Beweglichkeit, folgen wieder schlechte. Anstatt Besserung und frei werden von dieser Erkrankung, umklammert sie den Teenager mehr und mehr.
Mitte Juli 2020 ist Laura unfähig zu gehen, das Aufstehen ist mühsam und ein nur noch über seitliches Drehen ´irgendwie aufkommen´ – wie sie es selbst ausdrückt. Ihr ´Freiheitsradius´ beschränkt sich großteils auf ihr Lager im Wohnzimmer und den Weg zur Toilette.
Freiheit – bedeutet Eigenständigkeit, Unabhängigkeit, das Anrecht, sich frei zu bewegen – zu dieser Zeit für Laura nicht oder nur eingeschränkt möglich. Wird das wieder? Vielleicht ist es morgen schon besser, oder wieder gut. Laura kann das nicht mehr hören – „es wird eh besser“, „das nervt – denn du glaubst: es wird nicht besser“! Die Eltern hoffen auf das nächste Medikament, das laut Stufenmodell an der Reihe ist. Gott sei Dank – es wirkt – nur kurz – und wieder nur in Verbindung mit Cortison.
Ihre Mama würde alles tun, alles geben – und sie kann bald nicht mehr. Wenn Laura zumindest schmerzfrei wäre, wenigstens die Freiheit hätte, irgendwie aus dem Bett zu kommen ohne Schmerzen. Es folgt ein ganz schlimmer Schub, drei Wochen lang, mit extremer Morgensteifigkeit, einem Gefühl, das Laura als ´gefesselt Sein´ beschreibt. ´Als ob mich wer festhält, niederdrückt´. Sie schafft es nicht mehr aufs Klo – das Bett wird nass. Laura kann nicht mehr gehen und so trägt der Papa Laura die Treppe hinauf oder bringt sie runter.
Sie hat ihr Handy immer bei sich, auch im Bett– eine Vorsichtsmaßnahme und Sicherheit, um Hilfe rufen zu können, bis ihr an einem Morgen das Handy wegrutscht und zu Boden fällt. Ihre Finger, ihre Hände – ihr ganzer Körper, wie versteift und bewegungsunfähig vom Schmerz. Sie kann das Handy nicht mehr erreichen. Laura muss schreien, so lange, bis ihre Mama sie endlich hört. „So will ich nicht mehr leben!“
Die Stimmung ist endgültig im Keller angekommen.
Was bedeutet Freiheit für einen jungen Menschen wie Laura, die durch Krankheit und Schmerz ein ´gefangen Sein´ erfahren muss? Freiheit heißt für Laura, dass die beste Freundin für sie da ist, egal, wie schlecht es Laura gerade geht. Und Resi ist da – immer. Sie kann sich gut emotional abgrenzen und das bedeutet echte Hilfe für Laura. Unsinniges Zeugs reden, über die Welt draußen philosophieren, über alles und nichts quatschen – einfach frei sein von Gedanken an die Krankheit. „Resi – ich bin so froh, dass es dich gibt“!
Mitte Oktober 2020 wird die laufende Therapie mit noch einem weiteren Medikament ergänzt, von dem ihr schlecht wird. Aber dann verändert sich etwas – eher zaghaft – Laura bezeichnet es als Prozess. Erstes Highlight: das Aufsetzen im Bett wird möglich. Sie freut sich ganz still darüber. Als nächstes gelingt es Laura, eine Faust zu machen und sie kann einen kleinen Ball halten. Soll sie sich weiter freuen? Und auf einmal wird es möglich, die Knie abzubiegen! Das fühlt sich ´fremd´ an. Laura freut sich richtig, Vollgas laut. Und mit ihr ihre Eltern und natürlich Resi.
Sich wieder zu spüren und bewegen zu können, Autonomie zurückgewinnen und sich nicht mehr abhängig fühlen. Die Freiheit zu entscheiden, den Rollator in der Ecke stehen zu lassen und die Treppen hinauf und hinunter zu steigen – ohne Papas Hilfe. Selbst wieder aufstehen können und jeden Schritt eigenmächtig zu gehen – auch wenn es unsportlich aussieht – es ist und es bleibt ein beständiges Highlight für Laura und nicht nur eine ´Eintagsfliege´. Lediglich die Sitzhöhe bleibt für diese Unternehmungen ein wichtiges Detail. Laura kann sich wieder selbst duschen, baden, die Haare waschen und all diese Dinge, die für den Rest der Menschheit so selbstverständlich sind. Lieber Gott – Danke!
Den ersten Ausflug in ´fabriksneuer´ Freiheit macht Laura mit der besten aller Resis, ihrer besten Freundin Resi, zum Traunsee – am Halloweenabend.
„Stark bleiben, dich nicht aufgeben. Mental macht es trotzdem was aus, wenn ich mir sage, dass es besser wird. Und kleine, erreichbare Ziele setzen, wie den Stift halten und was zeichnen. Mit Mama am Grünberg spazieren gehen, auch wenn es stark war. Ich fühle mich frei von Krankheit, obwohl sie immer da ist. Die Medikamente erinnern mich ja jeden Tag daran. Das Handy brauch ich nicht mehr mitnehmen. Die freie Entscheidung, über meine Krankheit zu reden, um vielleicht anderen Betroffenen Mut zu machen. Ich habe meine Lebensfreude zurückgeschenkt bekommen“.
„Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich mehrmals nicht mehr gekonnt habe. Die wichtigste ´medizinische Stütze´ bleiben meine Wegbegleiter, auch Chili, mein Kater. Den hab´ ich einmal getröstet bei einem Gewitter, weil er sich so gefürchtet hat. Er war immer an meiner Seite. Ich glaub´, das war sein Dank dafür“ (Laura).
DGKP Karin Zwirzitz MSc Zeitschrift LW Ausgabe 1/2021
Hospizbewegung Gmunden
In unserer Hospizbewegung dürfen wir immer wieder PraktikantInnen begrüßen. Diese fahren dann an verschieden Tagen hauptsächlich mit unserer hauptamtlichen DGKP Karin Zwirzitz, aber manches Mal auch mit unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern zu verschieden PatientInnen.
Im Rahmen des Grundkurses für Lebens-, Sterbe und Trauerbegleitung ist ein 40-stündiges Praktikum nachzuweisen. Dieses haben im Laufe des letzten Jahres fünf BewerberInnen bei unserer Hospizbewegung erfolgreich absolviert. Um dies möglich zu machen, werden unsere PatientInnen vorher natürlich um Zustimmung gebeten, einem Praktikanten/in Einblick zu gewähren. Das Praktikum kann aus diesen und verschiedenen anderen Gründen nur Stunden bzw. Tageweise erfolgen.
Wir begleiten unsere Klienten auf psychosozialer Ebene und besuchen Diese auch in verschiedenen Einrichtungen, wenn ihre Krankheit einen Aufenthalt außerhalb des eigenen Zuhause erforderlich bzw. notwendig macht. Hier möchten wir uns ganz besonders für die Gastfreundschaft und das herzliche Willkommen auf der Palliativstation im Krankenhaus Vöcklabruck und dem stationären Hospiz St. Barbara in Linz bedanken!
Diese wertvollen Einblicke und das Erleben dürfen verschiedenster Eindrücke in diesen beiden und anderen Institutionen sind unbeschreiblich bereichernd für unsere PraktikantInnen – und immer wieder auch für uns.
So hoffen wir auch in Zukunft – ein vielseitiges Praktikum für unsere BewerberInnen im verpflichtenden Praktikum bieten zu können – und wünschen den neuen Mitarbeiter/Innen einen guten Start, die nötige Kraft und die Liebe um respekt- und würdevolle Begleitung zu schenken.

Freude im Leben – Steffi
Was versetzt Menschen mehr in Freude, als die Geburt eines gesunden Kindes. Steffi, ein Mädchen, kommt zur Welt und entwickelt sich gut. Sie beginnt zu lächeln, zu greifen, zu plaudern,…
Die Freude über dieses kleine Wesen bereichert das Leben der ganzen Familie. Eine Woche nach der anderen vergeht. Mit sechs Monaten wird das Mädchen geimpft, routinemäßig, wie die meisten anderen Kinder auch.
Eine massive Impfreaktion verändert alles. Aus dem Nichts heraus bekommt das Mädchen hohes Fieber und epileptische Anfälle. Viele Tage verbringt die Mutter mit der kranken Steffi in verschiedenen Krankenhäusern. Alles, was das kleine Mädchen bis zu diesem Zeitpunkt schon gekonnt hatte, war wie ausgelöscht. Ein Impfschaden, so die Diagnose der Ärzte. Und – es gibt kein Medikament, um sie gesund zu machen.
Eine unvorhersehbare Situation, mit der die junge Familie nun leben muss. Und doch kehrt wieder Stabilität ein, in einen nun völlig veränderten Alltag, mit Therapien, Kontrollterminen und Frühförderung. Und: die Freude kehrt wieder zurück! Pure Lebensfreude, weil die kleine Steffi lebt. Es ist für die Mutter und den Vater ein Wunder. Diesen Spagat zu wagen von akuter Lebensbedrohung bis – hoffentlich nicht zu früh – Freude zu empfinden, mit jeder noch so kleinen Vorwärtsentwicklung. Wunderbar – wie helle Sonnenstrahlen.
Tausend hoffnungsvolle Versuche der Eltern reichen nicht, um dem Mädchen das Gehen beizubringen – aber Steffi kann wieder lachen! Ihre Tochter soll lernen, das Flascherl selber zu halten. Sie lernt zu stehen, aber das Gehen nicht. Sie lernt, das Flascherl zu halten, sprechen nicht – aber Steffi kann lachen! Und wie! Nichts Schöneres und an Freude kaum zu überbieten, wenn ein Kinderlachen das Haus belebt. „Ich bin dankbar, wie es ist“, sagt mir die Mutter.
Während eines Familienurlaubes sagt Steffi im Schlaf: „Mama“. Die Mutter glaubt, dass sie geträumt hat und erwähnt nichts davon. Am nächsten Morgen spricht die ´Godi` sie darauf an, ob sie das „Mama“ auch gehört hat. Hitze steigt hoch in Steffis Mutter. Der Traum war kein Traum! Das Glück, das ihr in diesem einmaligen Moment geschenkt wurde, nur durch das Wort ´Mama`, wird sie niemals vergessen.
Steffi besucht einen sonderpädagogischen Kindergarten, die Schule und später eine Tageseinrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung. Alle ihre Betreuenden sprechen immer vom Sonnenschein. Lange Zeit wehrt sich die Mutter gegen den Rollstuhl, weil Steffi doch das Gehen lernen soll. Aus ärztlicher Sicht spräche nichts dagegen, aber es will nicht funktionieren. Der Herzenswunsch der Eltern war geplatzt. Schweren Herzens kaufen die Eltern einen Rollstuhl. Einen in Sonnengelb.
„Wenn die Steffi gehen lernt, dann bau ich eine Kapelle“ – sagt der Vater von Steffi eines Tages. Und Steffi lernt das Gehen! Ganz einfach, ohne Vorwarnung – mit 18 Jahren. In der Tageseinrichtung geschieht dieses Wunder. Sofort werden die Eltern benachrichtigt – und Steffi ging tatsächlich! Unglaublich! Das war die größte Freude im Leben, die den Eltern in diesem Moment geschenkt wurde.
Der Vater baut die Kapelle. Steffi ist heute dreißig Jahre alt – sie hat nie wieder ´Mama` gesagt – aber es gibt Wunder und ganz viel Lebensfreude.

Lebensfreude bedeutet…
… Zeit für mich, gute Unterstützung in schweren Zeiten, meine Kinder, die Freunde, wenn ich mich an das Schöne erinnere, regelmäßig Fotos ansehen, wenn mein S. nach Hause kommt, dass der Garten so schön ist,… – einige Gedanken von A. zum Thema Lebensfreude.
Dass es der Tochter gut geht, das ist momentan das Beste – „das ist meine Lebensfreude“. Sie ist mit ihrem Mann in ein Haus am Land gezogen. Gemeinsam mit ihrer Schwester und dem Schwager – raus aus der Stadt. Das Haus tut ihr so gut. Seit sie dort leben, geht es ihr viel besser. Die Natur, der Garten und die Katzen können jetzt auch ins Freie.
„Jeder Tag ist gut, an dem meine Tochter nicht ´verkrampft` ist. Ich möchte nur, dass es ihr gut geht“. Es ist immer wer da. Sie sieht besser aus – lebensfroh, ist das Wort, das A. wieder über ihr Mädel sagen kann. Es gibt oft Tage, an denen es ihr richtig gut geht. Die Tochter hat Sehnsucht nach ihrer Mama und die Mama nach der Tochter, wenn sie sich längere Zeit nicht sehen können. All das bedeutet auch Lebensfreude. Sich selbst zu spüren, Lebensfroh zu sein.
Sie ist glücklich mit S., ihrem Lebenspartner, und froh, dass es ihn gibt! Lebensfreude und lebensfroh zu sein – bedeuten diese Worte mehr, wenn man sie einmal verloren hat? Die Gegenpole von Lebensfreude sind – Ernsthaftigkeit, Rückzug, Wunschlosigkeit, Leid – und viele mehr. Innere Stärke entdecken und aufzubauen, die Zukunft in mir selbst zu finden und die Lebensenergie stärken mit Dingen, die uns wichtig sind und uns etwas bedeuten. Den ´Geschmack des Lebens` nicht verlieren, das ist Lebensfreude und nicht unbedingt nur von Glück abhängig.
„Die Angst, dass sich meine Tochter was antun könnte, ist weg. Die Trauer zulassen und weinen, an das Schöne denken, am Meer, die Umarmung ihres verstorbenen Mannes im Wasser noch einmal in Gedanken nachfühlen. Alles, was wir als Familie gemeinsam erleben durften – das ist auch Lebensfreude und ´Danke` sagen dafür. Ich mag mein Leben, so wie es ist!“
Verschiedene schöne Platzerl, die A. schon kennt, gemeinsam neu entdecken mit ihrem Lebenspartner. Neu sehen, neu fühlen und neu erleben. Aufrecht und offen in jeden neuen Tag zu gehen und sich gemeinsam auf das Zuhause freuen. Alles ist anders, aber mindestens so schön!
Danke – liebe A. J – für das Teilhaben und Hinsehendürfen auf Deine persönliche Lebensfreude.
Karin Zwirzitz
Zeitschrift LW Ausgabe 1/2020
Ehrenamtstag des Landes Oberösterreich am 12. Juli 2019 in Linz
Mit großer Freude nahmen wir die Einladung zum ersten Ehrenamtstag im Linzer Landhaus an. Der Tag startete mit einer sehr interessanten Führung durch das herrschaftliche Haus. Es folgte ein Festakt mit der Ansprache von LH Mag. Thomas Stelzer, als Dankeschön für die vielen ehrenamtlich geleisteten Stunden. Zahlreiche Vereine und Organisationen präsentierten sich an Infoständen. Als Rahmenprogramm gab es kulturelle und musikalische Darbietungen. Kulinarisch wurden wir dann im Arkadenhof verwöhnt und kamen dabei mit vielen anderen freiwilligen Helfern ins Gespräch.
Herzlichen Dank für diesen so eindrucksvollen und bereichernden Tag! Anna und Heidi.
Jede Woche werden 2,8 Millionen Stunden in Oberösterreich ehrenamtlich gearbeitet. Das sind mehr als 166 Tage oder fast 4 Monate umgerechnet. Wir dürfen stolz darauf sein, dass unsere Arbeit ein Teil dieser unglaublichen Zahlen ist.
Unsere Gemeinschaft der Hospizbewegung Gmunden konnte von unseren ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, Fr. Heidi Mitterhumer und Fr. Anna Führer, am Ehrenamtstag in Linz vertreten werden. Ein großes Danke an Euch, liebe Heidi und Anna.

Widerstand zwecklos?
Widerstand – sich widersetzen, sich entgegenstellen, Auflehnung, Gegenwehr, Opposition, Resistenz und weitere Definitionen dieses Wortes sind zu finden – ein Substantiv, maskulin – in seiner vielfältigen Bedeutsamkeit nachzuschlagen im Duden.
Nicht nur ein Wort, sondern als aktive, sich wiederholende Sequenz im Arbeitsleben eines Polizisten präsent. Widerstand fordert so seine Berechtigung ein, intensives Aufmerksamsein und Achtsamkeit inkludiert. Die Exekutive verursacht nicht nur Stau, bei ungeliebten Verkehrskontrollen, sondern ist in vielfältigster Weise für die Sicherheit der Bevölkerung verantwortlich.
Die Sicherheit des Mannes in dieser Geschichte – ein Polizist – gerät unerwartet ins Schleudern. Ein schön begonnener Tag endet für Herrn S. in lebensbedrohlicher Situation. Ein scheinbar harmloser Husten geht schnell in einen heftigen Erstickungsanfall über. Notarzt, Rettung, Krankenhaus. Was geht gedanklich vor in einem Mann wie ihm, in dieser, die Existenz bedrohenden Notsituation? Verschwimmen die Grenzen zwischen Privatperson und einsatzbereitem Polizisten? Ist rationales Denken überhaupt noch möglich in Anbetracht von Lebensgefahr?
Besonders nachts sind die Dienste fordernd. Raufereien, Verkehrssünder, Drogendelikte, Einbrüche und so weiter. Widerstand gegen die Staatsgewalt – immer wieder im Dienst auf Konfrontation gefasst sein zu müssen, sich immer mit Gewissenhaftigkeit auf Unvorhersehbares einstellen zu müssen – auch hier – bei uns am Land, nicht nur in der Großstadt.
Diagnose? Es gibt keine Diagnose für den erlittenen lebensbedrohlichen Zustand von Herrn S. Kein eindeutiges Asthma, keine eindeutige COPD. Es geht ihm wieder gut – dank seiner Widerstandskraft. Darf er sich sicher fühlen? Wie jemand, der unter Polizeischutz steht? Ist er geheilt? Zwei Wochen danach – das gefährliche Szenario wiederholt sich für Herrn S. – dieses Mal zuhause beim Grasmähen. Notarzt, Rettung, Krankenhaus.
Viele Male haben dienstliche Einsätze so begonnen. Auf Streife zu fahren und sich des Risikos bewusst zu sein, mit gesundheitlichen Folgen rechnen zu müssen – das erfordert Mut. Drei Mal selbst einen Unfall am eigenen Leib zu erleben, mehrere, zum Teil schwere Verletzungen zu überstehen und trotzdem weiter zu machen? Auf Anraten der Ärzte will er den Dienst mit dem Motorrad beenden und stößt auf Unverständnis und Widerstand bei seinen Vorgesetzten.
Zurück in seine eigene Notfallsituation – die Mediziner sprechen dieses Mal von einer Allergie, ausgelöst durch ein bestimmtes Unkraut. Verschiedenste Medikamente werden versucht, um seinen Zustand zu stabilisieren. Eineinhalb Jahre lang laufende Kontrolluntersuchungen – eine ungeliebte Prozedur. Beinahe schon zur Routine gewordene Fahrten ins Krankenhaus und je nach Befundsituation – stationäre Aufnahme oder Heimfahrt.
Die einzig wirklich handfeste Diagnose ist die immer schlechter werdende Durchblutung, die den Mann stückweise seiner Gesundheit beraubt und die Nierenwerte unaufhaltsam verschlechtert. Die Blutwäsche steht im Raum – körperliches und seelisches Widerstreben haben keine Chance mehr. Druck von allen Seiten wird für ihn spürbar und die Angst zu sterben – das schürt die Motivation, mit der Dialyse ´Freundschaft´ zu schließen.
Die wirklich schlimmen Momente während der aktiven Zeit als Polizeibeamter sind nicht die verbalen Attacken von straffällig gewordenen Mitbürgern. Die bringen ihn nicht aus der Ruhe. „Du dre… Bulle“, „sch… Kibara“, „Polyp“ sind noch die harmloseren Ausdrücke, die ihm im Drogen und Alkoholrausch entgegengeschleudert werden. Immer mit unmissverständlich widerständigem Verhalten konfrontiert zu sein, erfordert Selbstbeherrschung – bedingungslos. Solche und ähnliche emotionale Eskalationen spielen sich fast immer nachts ab. Wirklich schlimm ist es an Weihnachten und Silvester. Da spielen sich die wahren Familiendramen ab – alle Jahre wieder.
Die Dialyse muss jetzt begonnen werden, zuerst zwei, später drei Mal pro Woche. Ein Jahr lang mit dem Taxi, dann mit der Rettung ins Krankenhaus zu fahren kostet Herrn S. viel zu viel Kraft. Wenn er zuhause ankommt, ist er beinahe erstarrt vor Kälte, hinein bis in den letzten Knochen, fast bewegungsunfähig, aber froh, in sein Bett zu kommen. Vorgewärmt – mit Wärmeflaschen. Unendlich müde, jedes Mal wieder aus der Erstarrung in die Wirklichkeit zurück zu finden.
Drei Mal die Woche, keine Besserung in Sicht – seine Ungeduld gegenüber der wenig erfolgreichen Therapie nimmt zu. Die schlechter werdende Durchblutung in den Beinen leider auch. Über den möglichen Verlust der Großzehen muss gesprochen werden – eine Amputation steht im Raum. Die Angst, dass Herr S. dann nicht mehr gehen wird können, lässt den Widerstand gegen die Operation immer stärker werden. Die Zehen werden jeden zweiten Tag unter sterilsten Bedingungen verbunden, um das Risiko einer Infektion zu vermeiden.
Die Situation entgleist – eine schwere Lungenentzündung bringt Herrn S. dem Tod sehr nahe. Er muss intensivmedizinisch behandelt werden – eine eindeutige Ursache wird wieder nicht gefunden – nur, dass der Kehldeckel nicht richtig schließt. Essen auf natürlichem Weg wird nicht mehr möglich sein. „Ihr Mann ist ein schwerkranker Mensch – er hat nicht eine Baustelle, sondern viele“, – so die ehrliche, aber auch eindeutige Aussage einer Ärztin.
Die PEG-Sonde zur Ernährung lehnt Herr S. kategorisch ab – sein Wille muss respektiert werden, trotz ärztlicher Empfehlung. Dieses Widerstreben erspart Herrn S. aber nicht die Implantation eines Porth. Das ist ein Zugang zu einer großen Vene, um künstliche Nahrung möglich zu machen.
Die Dialyse wird in gewohnter Weise weitergeführt – drei Mal jede Woche. Dann kommt es zum ersten Zwischenfall mit einem Zusammenbruch des Kreislaufs und Wasser in der Lunge. Herr S. kann und will nicht mehr – ´tats des weg, des Klumpat und de Schläuch!´ Sein Widerstand gegen die Therapie wird immer größer. Erneuter Zwischenfall eine Woche später, wieder muss vorzeitig abgebrochen werden.
So hat es keinen Sinn mehr. Im Gespräch mit den verantwortlich behandelnden Ärzten wird ein Reduzieren der Dialyse auf zwei Mal pro Woche festgelegt. Endlich ein Lichtblick – die belastenden Fahrten und Behandlungen im Krankenhaus nur noch zweimal ertragen zu müssen schenkt Herrn S. beinahe so was wie Zufriedenheit. Er lebt auf und genießt sein Zuhause. Dankbar saugt er den Frieden und die Natur rund um sein Haus bis in den letzten Winkel seines geschundenen Körpers auf.
Abgemagert, ein Schatten seiner selbst, aber unbeschreiblich ruhig in sich selbst mit einem Lächeln auf seinem Gesicht genießt er es, in seinem warmen Bett zu liegen, Zeitung zu lesen und nichts zu sagen. Sich nicht mehr erklären müssen und keinen Widerstand zu provozieren. Einfach nur zu leben, ohne darüber nachzudenken. Der Tag des nächsten Dialysetermins war gekommen. „Ich fahre nicht! „Mit unmissverständlicher Klarheit und Selbstbestimmtheit entscheidet Herr S. an diesem Morgen, dass er nicht fahren wird. „Ich kann ihn verstehen“, sagt sein behandelnder Arzt. Die Ärzte müssen seine Entscheidung respektieren – Widerstand gibt es nicht mehr.
Jeden einzelnen Tag seines Lebens, der noch bleibt, verbringt Herr S. in seinem Haus, liebevoll und fürsorglich gepflegt von seiner Frau. Es geht ihm gut.
Die Sonne war gerade aufgegangen an einem klaren Morgen im Mai, taufrische Luft durchflutete das Zimmer, in dem Herr S. ruhig atmet – er schläft.
Als seine Frau das Zimmer wieder betritt, ist es unerwartet still – vollkommen still, ohne Vorwarnung. Nur das Lied der Vögel wagt es weiter durch das offene Fenster herein ….. widerstandslos.
Karin Zwirzitz
Zeitschrift LW Ausgabe 2/2019
Gastfreundschaft
Ich arbeite seit 12 Jahren in einer psychiatrischen Pflegeeinrichtung der OÖ. Gesundheitsholding GmbH. Diese Arbeit ist mir sehr wichtig und ist eine große Bereicherung, da wir alle wie eine große Familie zusammenleben.
Wir pflegen und betreuen vorwiegend Menschen mit psychischen Erkrankungen unter dem Motto: „Wir sind miteinander füreinander da“.
Wir umsorgen unsere Bewohner liebevoll und sehr wertschätzend, aber manchmal gibt es auch Situationen, wo unsere Klienten ins Krankenhaus müssen. Dies ist sehr oft mit großer Angst und Enttäuschung verbunden, da sie die Pfleger im Krankenhaus nicht kennen.
Da ist sowohl von Seiten unserer Mitarbeiter als auch von Seiten des Krankenhauspersonals großes Einfühlungsvermögen gefordert, um ihnen diese Angst zu nehmen.
Durch die vielfältigen Aufgaben haben die Pfleger im Krankenhaus nicht die Zeit, sich auf unsere „psychisch“ kranken Bewohner einzustellen. Dadurch übertragen sie oft ihren „Stress“ auf die Patienten, was gerade bei unserem Klientel nicht gut ist.
Wir bemühen uns, mit dem Krankenhauspersonal die richtige Lösung für unsere lieben Bewohner zu finden, damit sie so bald wie möglich wieder nach Hause entlassen werden können. Wenn unsere Bewohner wieder in ihrer gewohnten Umgebung sind, ist ihr Lächeln im Gesicht für uns ein Zeichen der Anerkennung für unsere Arbeit.
Gastfreundschaft ist ein Teil des Menschseins und beruht auf Gegenseitigkeit. Sie dient als Kitt zwischen unserem Haus und verschiedenen Organisationen. Im Besonderen ist die Verbindung der Gastfreundschaft mit der Palliativ-Station Vöcklabruck, dem Mobilen Palliativ-Team Salzkammergut, der Hospizbewegung Gmunden, den Ärzten und dem Pflegepersonal ein „Miteinander“.
Die Gedanken von Großzügigkeit, Wohltätigkeit und Nächstenliebe finden wir in der Gastfreundschaft wieder.
Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.

Ehrenamtliche Mitarbeiterin der Hospizbewegung Gmunden
Zeitschrift LW Ausgabe 1/2019
Eine besondere Begleitung
Besonders war die Art und Weise, wie ich zu dieser Begleitung kam.
Besonders war der Mensch, den ich begleitete, und mein Weg, den ich dadurch ging.
Bestimmt kennen Sie jene Situation, wenn man von einem Bild, einem Wort berührt wird und davon nicht mehr loskommt. So ging es mir an jenem Sonntag. Ich sah Christian, sah deutlich vor Augen, was sein momentaner körperlicher Zustand an Unterstützung brauchte, und wusste, er war allein damit. Ich konnte nicht mehr zur Tagesordnung übergehen, es ließ mich einfach nicht mehr los. Und so ging ich zu ihm, klärte ab, was von Nöten sei, und fragte ihn nach zwei Wochen, ob er von mir begleitet werden möchte. Damals formulierte ich es so: So lange es mir möglich ist.
Christian war an ALS erkrankt, er war alleinstehend und ein von Herzen lebensfroher Mensch. Diesem Singlehaushalt, der vor Überforderung schrie, stellte ich mich – und dem Menschen Christian, mit seinen Hoffnungen und Enttäuschungen, mit seinen Verletzungen und Freuden und seinem Humor. Wir machten einander vertraut im Gespräch, in unzähligen Spaziergängen, im Blick auf die Vergangenheit und im gemeinsamen Hoffen auf die Zukunft. Das Wichtigste jedoch war stets der gegenwärtige Moment. Von Christian konnte ich lernen, ganz im Augenblick zu sein.
Es war von Beginn an eine Begleitung, die mit großer Gewissheit von Gottes Geist getragen war. Vom Geist, der befähigte, der behütete, der Türen öffnete und uns Menschen zur Seite stellte. Mir wurde sehr schnell bewusst, dass ich diese Begleitung nur mit Gottes Hilfe schaffen konnte, um nicht auszubrennen, um die Beziehungen, die zu meinem übrigen Leben gehörten, nicht zerbrechen zu lassen, um daran nicht zu verzweifeln. Denn alle Menschen, mit denen ich über meine Begleitung sprach, rieten mir ab davon: es sei zu herausfordern, zu traurig, zu kräfteraubend – und keiner wisse, wie lange diese Begleitung dauern würde. Ich blieb dennoch, wuchs hinein, eignete mir die jeweils nötigen Fähigkeiten an, holte Pflegerinnen, Therapeuten und Fachpersonal ins Boot, organisierte und war einfach da.
Wenn Christian am Leben zu verzweifeln drohte, wenn er mit seinem Gott haderte und klagte, versuchte ich, ein kleiner Lichtblick für ihn zu sein. Und wenn ich von den Anforderungen und Erfahrungen einzuknicken drohte, zeigte er mir, wie Leben angesichts dieser Schwere gelingen konnte und es immer einen Grund zu lachen gab. Viele Menschen kamen zu Besuch und genossen den Frieden, den er ausstrahlte. „Es ist so gut bei euch, richtig erholsam.“
Ich machte jene Ausbildungen, die ein gutes Fundament geben für diese Begleitung. Er nahm Anteil, stelle sich meinen Fragen und freute sich mit mir über gelungene Prüfungen.
Die Begleitung veränderte mich, ließ mich in die Tiefe wachsen, ließ meine Beziehung zu Gott sehr intensiv werden. Sie ließ mich zu einer Hörenden werden.
Ich begleitete Christian bis zu seinem letzten Atemzug. Zuhause, nachdem er sich von seinen Freunden verabschiedete und den Eindruck vermittelte, es ist alles gesagt, es ist gut so, wie es ist, schlief er ein.

Zeitschrift LW Ausgabe 2/2018
Seite an Seite
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LPBZ Schloss Cumberland sind bestrebt, ihre Bewohnerinnen und Bewohner ganzheitlich zu betreuen. Aus diesem Grund hat auch FSB-A Corina Leeb-Feichtinger vor zwei Jahren das Projekt „Hospiz – Palliative Care“ gestartet. Dabei geht es darum, Bewohnerinnen und Bewohner auch in ihrer letzten Lebensphase gut und würdig zu betreuen.
Zugleich wird großer Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den „Profis“ des Gmundner Hospizvereines gelegt. Dieser, aber auch das Palliativteam des LKH Vöcklabruck, steht dem LPBZ bei Bedarf mit Rat und Tat zur Verfügung, und zwar kostenlos.
Daher beschlossen die Verantwortlichen spontan, den Reinerlös aus der Lesung mit Herbert Dutzler – 438 Euro – dem Gmundner Hospizverein zu spenden. Dir. Herbert Brindl überreichte unserem Obmann Dr. Helmut Mittendorfer symbolisch einen Scheck in dieser Höhe. Dafür ein von Herzen kommendes Dankeschön!

1.000 Dank für 1.000 Euro!
1.000 Euro, erspielt bei der Premiere der Komödie „Willige Hausfrau hat vormittags noch Zeit“ im Sensenmuseum Geyerhammer und ergänzt durch weitere Spenden, widmete der Theaterverein Almtal der Hospizbewegung Gmunden.
Elisabeth Neureiter (links) und Karin Zwirzitz (2. v. rechts) nahmen die Spende aus den Händen von Theatervereins-Obmann Gernot Wührleitner und Obmann-Stellvertreterin Simone Neuhofer in Empfang.

Großzügig: Vorverlegtes Weihnachtspräsent
Das Weihnachtsfest fand für die Hospizbewegung Gmunden schon am 4. Adventsonntag statt. Es war der große Wunsch von Regina und Hermann Gstettner zwei Weihnachtskonzerte der besonderen Art zu organisieren und mit dem Erlös die Hospizbewegung Gmunden zu unterstützen.
„Maria Trost im Thale“, die Pfarrkirche in Vorchdorf, bot mit ihrem einzigartigen Ambiente den würdigen Rahmen für die Künstler, allen voran die Florianer Sängerknaben mit dem Florianer Männerchor, den Wiener Waldhornverein, die Köcker-Musi, Maria Hornsby-Tichy an der Altflöte und Norbert Huber an der Orgel. Mehr als 70 Akteure verzauberten knapp 900 Besucher.
Als Obmann der Hospizbewegung Gmunden wurde mir, tief berührt und unendlich dankbar, im Jänner 2017 der Reinerlös von unglaublichen 20.002 Euro übergeben.
Mein tief empfundener Dank gilt Regina und Hermann Gstettner, die dies in unendlich feinfühliger und bescheidener Weise gemeinsam mit unzähligen HelferInnen ermöglichten.
Das wahre Geschenk besteht nicht nur in dem, was gegeben oder getan wird, sondern auch in der Absicht des Gebenden oder Handelnden. Regina und Hermann Gstettner haben die Herzen bewegt. Wahrhaftige Dankbarkeit, heißt es, kann man nicht in Worten ausdrücken: Daher kann ich nur „Danke“ sagen und das immer wieder.

Die Gesundheits- und Krankenpflegeschule von Gmunden besuchte die Hospizbewegung
und schrieb uns daraufhin einen sehr netten Brief.

Einblicke in die Hospizbewegung Gmunden,
die das Herz berühren
Wenngleich wir im Rahmen der Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonal bereits mit den verschiedensten Themengebieten in Kontakt getreten sind, gibt es jedoch kaum etwas, das einem so nahe geht wie die Thematik des Sterbens.
Der Verlust eines geliebten Menschen ist eine schmerzhafte Erfahrung, die jeder im Leben einmal gemacht hat oder über kurz oder lang machen wird. Während die Erinnerung an diesen Verlust bei den meisten bereits dafür sorgt, dass kein Auge trocken bleibt, gibt es Menschen, die sich tagtäglich mit der Sterbethematik auseinandersetzen.
Diese Helden des Alltags finden sich unter anderem in der Hospizbewegung Gmunden, die wir im Rahmen einer Exkursion (unter Anleitung der Standortleitung der Schule für allg. Gesundheits- und Krankenpflege, DGKS Roswitha Weinheimer, MSc) kennenlernen durften.
Die Mitarbeiterinnen der Hospizbewegung bestachen nicht nur durch ihre kompetente, informative und liebevolle Art, sie zeigten uns auch, was für eine starke Persönlichkeit man eigentlich haben muss, um diese Tätigkeit in vollem Maße ausüben zu können. Von herzzerreißenden Geschichten totkranker Mütter und Kinder, bis hin zur emotionalen Stütze von Sterbenden per SMS haben wir die unglaublichsten Situationen, wie sie in der Praxis wirklich vorkommen, kennengelernt. Was uns hierbei als gesamte Klasse ganz besonders bewegt hat, ist die Tatsache, dass „die kleinen Dinge des Lebens“, wie 1-2 Minuten auf den eigenen Beinen stehen, den großen Unterschied für einen sterbenden Menschen machen können.
Alles in allem möchten wir uns bei der Hospizbewegung Gmunden und deren Vertreterinnen Elisabeth Neureiter und Karin Zwirzitz dafür bedanken, dass sie sich für uns Zeit genommen haben und nicht nur unseren Geist, sondern auch unser Herz berührt haben.
Diplomjahrgang – Herbstkurs 15/18 der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Salzkammergut-Klinikum Gmunden



